Leben nach dem Tod

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Wäre im neugeborenen Menschen nur leerer Geist, so wäre sein Schicksal ein Ergebnis von Erbmasse und Umweltprägungen. Die Betrachtung des Neugeborenen lehrt ein Anderes: in der äusseren Hülle des Babys ist ein geistig-seelisches Wesen angekommen, das voller innerer Substanz ist. Auch wenn Wachstum und Entwicklung des Menschen von Äusserlichkeiten geprägt sind - da ist doch im Inneren des Kindes, des Jugendlichen und späteren Erwachsenen ein Wesenkern, der stets anwesend ist, manchmal verdeckt oder sogar verschüttet, manchmal offensichtlich und fordernd.

Dieser Wesenskern stirbt nicht, wenn das physische Leben erlöscht. Er lebt weiter in der geistigen Welt. So wie im Schlaf das Ich und die Erinnerung den Körper verlassen und doch nicht verschwinden, so verlässt der Wesenkern den menschlichen Leib und verschwindet nicht.

Eindrückliche Berichte von Nahtoderfahrungen zeigen, dass der Mensch eine geistige Wesenheit ist, die unabhängig vom Körper existiert. Diese Wesenheit kann ich als höheres Selbst erleben, das mich bei der Geburt begleitet hat und mich beim Tod wieder empfängt. Das Ich, in dem ich meine Identität in meinem Erdenleben erfahre, ist ein Bild jenes höheren Selbsts.

Mein irdisches Leben, das aus dem an den Körper und seine Bedürfnisse gebundenen Selbst besteht, ist wie eine Leinwand, auf der durch Farben und Formen ein Bild - meine Biographie - entsteht. Dieses Bild zu erkennen und zu verstehen ist Sinn und Aufgabe der Biographiearbeit.

 
ThemenMartin Studer